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1. Geschichte - S. 54

1913 - Berlin : Oehmigke
— 54 — junger, lebensfroher Fürst war ans Ruder gekommen. Jetzt folgte ein Fest dem andern. Joachim Ii. war ein streitbarer Held. Im Süi'fenfrtege hatte er feine Äorbeeren gewonnen, genau fo, wie^s ihm die Hähne durch ihr Krähen beim Auszug aus Berlin einst geweissagt hatten. Er war aber noch mehr ein Freund von glänzenden Feierlichkeiten. Die Bewohner von Alt-Kölln wußten von seinen Ritterspielen zu erzählen. Die prunkvollen Feste dieses Herrschers konnten daher nicht mehr in dem engen, finstern Schlosse zu Kölln abgehalten werden: ein Neubau erschien als dringende Notwendigkeit, und damit wurde Kaspar Theiß, ein berühmter Architekt aus Sachsen, beauftragt. Er löste würdig die ihm gewordene Aufgabe. Bald erhob sich an der Stelle der alten Zwingburg ein heiter-schöner Bau im Stile der deutschen Renaissance, den wir unter Zuhilfenahme der noch vorhandenen Reste und alter Abbildungen im Geiste uns wohl noch wiederherstellen können. Ein starker Turm lehnte sich an die Galerie, die den Palast mit dem auf dem heutigen Schloßplätze befindlichen, zweitürmigen Dome — dem leider verschwundenen schönsten Denkmal gotischer Architektur in Kölln — verband. Dann erblickte man das Vorderschloß, ein starkes, wehrhaftes Gebäude, an dessen hintere Front der „Wendelstieg" sich lehnte, ein Treppenhaus, „da man hinaufreiten konnte". In dem reich mit Altanen, verzierten Portalen und mit kleinen zierlichen Türmchen geschmückten Hinterschlosse befanden sich die prächtigen kurfürstlichen Gemächer. Das alles wurde von der hohen Schloßkapelle überragt. Reste' dieses Baues stehen noch heute an der Spreeseite des Königspalastes. Oscar Schwcbcl (Die Sagen der Hohenzollern). 19. Die Burg Hohen-Ziatz. Der Wetterhahn auf dem Giebel des Wohnhauses drehte sich in seinen verrosteten Angeln; der Mond sah durch die zerrissenen Wolken auf die alte Burg Hohen-Ziatz. Ein altes, verräuchertes Nest hätte es der Reisende bei Tage genannt. Auf einer Anhöhe, die aus den Sumpfwiesen vorragte, war es erbaut. Ringsum, wo die Gräben und Teiche aufhörten, zogen sich weite Föhrenwälder hin auf unebenem Boden, dessen Bestandteil, der helle weiße Sand, schon dicht neben dem schwarzen Moor-

2. Geschichte - S. 56

1913 - Berlin : Oehmigke
— 56 — öon Planen, Lerchen nnb den anbeten, die sieben Ellen bicf waten. Die Brebow öon Hohen-Ziatz hatten sich gefügt. Was nicht zu anbetn ist, muß man gehen lassen, hatte der bamalige Schloßherr gebacht, als der erste Spaß öorüber war öon der luftigen Schlacht am Kremmer Damme. Die Bewohnet bansten Gott, daß die fränkischen Kriegsleute an ihrem Sumpf öorübergingen und keiner Lust zeigte, den geschlängelten Damm durch die Wiese heraufzureiten. Hatte boch der Burgherr für den Fall sich sogar entschlossen, die alte Fahne auszuliefern, die er b am als dem Hohenloher im Getümmel abnahm. Nun war sie in Hohen-Ziatz geblieben; nicht im Saal unten bei dem anbeten Rüstzeug, Diel* mehr hing sie oben in der Giebelkammet, über Götzens Bett, wohin er sich zurückzog, wenn's ihm zu kraus und wirr unten warb. Der Stiel war schon öon den Würmern zerfreffen, die ^etbe auch öon der Zeit und dem Staub; ja ein Käuzchen hatte in einem Sommer borin genistet, und der gute Herr Gottfrieb hatte es erst gemerkt, als die Kleinen in der Nacht zu piepen anfingen. Zuerst hatte er etwas anberes gebacht, was ein christlicher Ritter ohne Schaube immer benfen mag; benn bor bösen Geistern sann auch der Frömmste einmal erschrecken. Dann aber hatte er gebacht: I, was tut% die Kleinen wollen auch leben! und hatte sich umgebreht und war eingeschlafen. Es war ein rechtes Nest für Eulen, hätte einer benfen mögen, wenn er abenbs einen Blick in den Hof warf. Aber wiebet war alles so flein, daß man auch hätte fragen können, wo benn die Eulen und Nachtöögel Platz fänben neben den Menschen? Doch in den Häusern unserer Vorfahren war immer viel Raum für anbere, weil sie für sich selbst wenig brauchten. Was brauchte der Mensch mehr als ein Lager und ein Dach barüber für die Nacht? Das Kind, das zur Welt kommt, muß die üier Wänbe anschreien, so ist's alte Sitte; das Heimliche soll nicht öor aller Welt geschehen. Aber wenn es aufwächst und groß wirb, baut ihm der liebe Himmel fein großes Haus, wo immer Platz ist für Tausenbe und Hunberttausenbe mehr, als leben und leben werben. Die Sonne war die Kerze und das Feuer, und wenn es heiß war, der Baum und Walb unserer Väter Schatten, und die Luft wehte ihnen bessere Kühlung zu als die bicfsten Mauern. Nun, und wenn keine Sonne schien, und es regnete und stürmte,

3. Geschichte - S. 60

1913 - Berlin : Oehmigke
— 60 — anheben und dein Auge dem Luftzuge folgt, der leise über die Heidekräuter streicht. Es ist der stille Zauber der Natur, die auch die Einöden belebt, und ihr Auge ist auch hier; denn dort hinter dem schwarzen, starren Nadelwald liegt ein weiter, stiller, klarer See. Er spiegelt seine dunkelgrünen Ufer wider in seinem dunklen Wasser, mit ihrem Rauschen, mit ihrem Flüstern. Aber das dunkle Wasser wird plötzlich klar, wenn die Wolken vorüberziehen: ein Silberblick leuchtet aus; der blaue Himmel schaut dich an, der Mond badet sich, die Sterne funkeln. Dort ergießt der volle See sein Übermaß in ein Fließ, das vom Waldrande fort in die Ebene sich krümmt. Hier bespült er Elsenbüsche, die es überschatten und gierig seine Wellen ausschlürfen möchten, sickert über die nassen Wiesen und wühlt sich dort im Sande ein festeres Kiesbett, um Hügel sich windend, an Steinblöcken vorübersprudelnd und durstige Weiden tränkend. Die vereinzelten Kiefern, Vorposten des Waldes, wettergepeitscht, trotzig in ihrer verkrüppelten, markigen Gestalt, blicken umsonst verlangend nach den kühlen Wellen; nur ihre Riesenwurzeln wühlen sich unter dem Sande nach dem Ufer, um verstohlen einen Trunk zu schlürfen. Wer heute von den fernen Hügeln auf dieses Waldeck gesehen, hätte es nicht still und einsam gefunden. Zuerst hätte ein weißer, wallender Glanz das Auge getroffen; dann ringelten Rauchwirbel empor, und um die schwelenden Feuer bewegten sich Gestalten. Schnee war das Weiße nicht; denn die Bäume röteten sich zwar schon herbstlich, aber schüttelten noch sparsam ihre welken Blätter ab, und die Wiesen prangten noch in kräftigem Grün. Schnee war es nicht, denn es blieb nicht liegen; es flatterte und rauschte auf, hellen Lichtglanz werfend und wieder verschwindend. Schwäne waren es auch nicht, die aufflattern wollen und die Flügel wieder sinken lassen. Das hätten Riesenvögel sein müssen, deren es im Havellanbe und der Zauche nie gegeben hat. Auch Segel waren es nicht, die der Wind aufbläht und wieder niederschlägt; denn auf dem Fließe trieben nur kleine Nachen; auch Zelte nicht, denn es bewegte sich hin und her, und wer näher kam, sah deutlich zwischen den Feuern Hütten aufgerichtet, zierliche von Stroh und rohere von Kieferngebüsch. Eine Lagerung war es, aber der einsame Reisende brauchte sich vor Raubgesellen nicht zu fürchten; die paar Spieße, die

4. Geschichte - S. 61

1913 - Berlin : Oehmigke
— 61 — in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Huttenpfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe und Moor wo Kaufleute nicht des Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bisweilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten und Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet waren, und das Felblager war eine große Wäsche. Von den Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen über das Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. Der weiße, wollenbe Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwanbstücken her, die der Witib dann und wann hoch aufblähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließe, an den Hügelräuberu bis in den Walb hinein. Überall war Orbnung und das waltenbe Auge der Hausfrau sichtbar. Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließe, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, die zwischen den Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften die Klammern ; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, und baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt. Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."

5. Geschichte - S. 73

1913 - Berlin : Oehmigke
— 73 — Er sprach zu mir: „Dies Land hat viele Herrscher, doch keinen Herrn; — hat Richter, doch kein Recht. Dies Land hat Äcker, aber keine Saat, hat Schwert und Lanzen, aber keinen Pflug. Nur wer die Körner zählt des rnärk'schen Sandes, der zählt die Wundenmale Brandenburgs. Du bring' ihm Frieden, seinen Kindern Brot; vor Rosseshufen schirme seine Felder, der Armut Hütte wider Feuersbrunst!" — So heil'gen Auftrag hab' ich übernommen. Männer, ich nahm den heil'gen Auftrag an. (Tiefes Gemurmel der Versammelten) Mark Brandenburg, warum zerfleischst du dich mit eig'ueu Waffen? Das ist Knabenhandwerk. Wach auf und werde mannbar zum Beruf! Ich zeig' ihn dir: (Er nimmt aus der Hand eines der hinter ihm stehenden Ritter das Banner) Hier pflanze ich mein Banner dir in das Herz; wo dieses Banner weht, ist heil'ger Boden, da ist Vaterland. Und wie ich selber Treue ihm gelobe bis an den letzten Sprossen des Geschlechts, so fordr' ich Huldigung auf dieses Banner, und so gebiet' ich: schwört dem Vaterland! Ernst vvn Wildenbrnch (Aus dem Schauspiel: Die Quitzows). 24. Der Fall Friesacks. 1. Aus der mit Schießscharten gekrönten Zinne des schwarzen Turmriesen der Burg Friesack, auf den Dächern der hochragenden Gebäude und auf der Einfassungsmauer und den Vorsprnngen des Turmes lag Schnee. An der Mittagsseite der Gebäude hingen Eiszapfen, die im Sonnenlichte funkelten und glitzerten. Rauchsäulen stiegen zum klaren Himmel auf. Uber Wald, Hügel und Ebene hatte der Winter sein weißes Gewand ausgebreitet. Schwer lag der Schnee auf den auch zu dieser Jahreszeit grünen Zweigen der Tannen; überall hingen funkelnde Eiskristalle. 2. Dietrich von Quitzow, der sich tu der Morgenfrühe allein in seinem Gemache befand, war mit dem Lesen von Briefen

6. Geschichte - S. 75

1913 - Berlin : Oehmigke
— 75 — fangen hatten, in dem er ihnen bei Strafe der Acht verboten hatte, den Burggrafen anzugreifen. Infolgedessen hatten sie es vorgezogen, von ihrem Angriffsplan auf Friedrich abzustehen. Ebensowenig wußte er, daß die übrigen Hauptburgen des widerspenstigen Adels zur selbeu Zeit belagert wurden. Es sollte verhindert werden, daß die Besatzungen einander zu Hilfe zögen. Vielleicht — so hoffte Dietrich — trete plötzlich Tauwetter ein, und Friedrich müsse zurück. 5. Am Morgen belehrte ihn schon ein Blick auf die Fenster, daß die Kälte noch zugenommen hatte. Im Laufe des Vormittags ließ er wieder den Burgvogt rufen. Er erteilte ihm Anweisung, was im Falle einer Beschießung durch „Donnerbüchsen" zu tun sei. Dietrich hielt es für möglich, daß Friedrich sich im Besitze solcher Donnerbüchsen befinde; doch fürchtete er sie nicht, da die Einfassungsmauer der Burg zehn Fuß dick war. Da erdröhnte plötzlich ein Krach, der die Fenster ertlirren und die Wände des Hauses erbeben machte, und fast zu gleicher Zeit stürzten mit Geprassel Schutt und Steine auf den Fußboden. Die Vorderwand des Zimmers zeigte eine große Öffnung, ebenso die Hinterwand. Von dem Hügel stieg hinter Verschanzungen eine bläuliche Wolke empor. Von einer so furchtbaren Wirkung einer Donnerbüchse hatte Dietrich nie etwas gehört. Er war blaß geworden, und erst nach einigen Minuten vermochte er wieder zu sprechen. Er ging hinunter nach dem Bucghose. 6. Mit jenem Schusse war die Beschießung der Burg angekündigt, die nun erfolgte. Ein ganzes Konzert von Donnerstimmen ließ sich vernehmen; darin hielt die Büchse, die sich zuerst hatte hören lassen und die von Zeit zu Zeit dazwischen donnerte, den Grundton. Gleichzeitig arbeiteten die Wurfgeschosse der Belagerer. Schwere Steine und brennende Teertonnen wurden geschleudert. Ein Stall wurde von einer Teertonne getroffen, und das Strohdach stand im Nu in Flammen. Ein Teil der Mannschaft hatte mit dem Löschen zu tun. Es gab Getötete und Verwundete; man vernahm durcheinander Flüche, Wehrufen, Ächzen. Dietrich befand sich unter seinem Kriegsvolk und hatte wieder so viel Fassung gewonnen, daß er alles Erforderliche mit Umsicht anordnete. Aber nie hatte er den Schluß eiues Tages so herbeigewünscht wie heute.

7. Geschichte - S. 103

1913 - Berlin : Oehmigke
— 103 — 4. Als das kurfürstliche Paar den Wagen verließ, erblickte Friedrich Wilhelm den Rat Merian an der Pforte, die vor der Treppe sich öffnete. Merian hielt ein Papier in der Hand. „Was bringt Ihr mir?" fragte der Kurfürst. „Es ist eilig, gnädigster Herr", sagte der Rat. „Gehen Sie vorauf, meine Gemahlin", bat Friedrich Wilhelm. „Ich gedachte heute mit Ihnen und den Kindern den Abend in stillem Kreise verbringen zu können, aber es soll nicht sein. Die Pflicht ruft aufs neue." Die Kurfürstin schied von ihm und stieg, sehr befriedigt von dem Ausfluge, zu ihren Gemächern empor. 5. Eine Stunde später erhellte Lichtglanz das Fenster des Schlafgemaches Friedrich Wilhelms. Vor dem kleinen Arbeitstische saß der Fürst; um ihn her lagen Akten, Schriftstücke, Berichte. Der Kurfürst las sie, schrieb Bemerkungen dazu und fügte jedem Papier eine Nummer bei. „Es ist für morgen zur Ratssitzung", sagte er leise vor sich hin. „Ich muß vollständig fertig mit allem vor den Räten erscheinen; das Auge des Herrn soll in jede Falte dringen." Draußen im Vorzimmer nickte der Kammerdiener Steidel schon im Halbschlaf. Einigemal fuhr er empor — noch immer schimmerte Lichtglanz durch das Fenster. Der Diener nickte wieder ein; als er aufs neue erwachte, war es finster im Zimmer des Gebieters. Steidel horchte. „Alles still," sagte er, sich behaglich im Sessel dehnend, „der Kurfürst schlummert endlich". Die Uhren summten die zwölfte Stunde der Nacht. Das Tagewerk des Großen Kurfürsten war beendet. George Hm (Preußische Kömgsgeschichten). 33. Der Große Kurfürst auf der Jagd im Grunewald. Mit fahlem Schimmer erhellte das Morgenlicht den weiten, dichten Grunewald. Die Nebelschleier, welche die Nacht darüber gebreitet hatte, hob der frische Morgenwind, und bald küßten die ersten Sonnenstrahlen den First des Jagdschlosses, das Kurfürst Joachim am Seeufer zwischen die Kiefern hineingebaut hatte, um dort nach lustigem Jagen fröhliche Rast zu halten. Kaum vergoldete die Sonne das Dach des Schlosses, da erscholl auch schon von dessen Turm eine Hornfanfare, die Schläfer in den Gemächern zu wecken und zum Weidwerk hinaus in den Wald zu locken.

8. Geschichte - S. 109

1913 - Berlin : Oehmigke
— 109 — geträumt! Aber mit einer solchen Nase träume da einer! Wetter, mir wächst ein Kürbis im Gesicht, — also das war der Dersflinger!? O Rolf, Rolf, Rolf, das ist wieder eine Geschichte, wie sie nur uns beiden passieren kann! O Korporal Kok, wenn es nur dem großen Marschall Wrangel nicht ebenso ergeht wie uns zweien!" Es hatte allen Anschein, daß das wohl der Fall sein könne. Um diese Zeit nämlich war an dem Havelübergang, von Genthin her, ein Reiter mit großem Gefolge von, wie es sich anließ, hohen Offizieren, die alle ihre Pistolen auf den Sattelknopf gestützt hatten, mit einem mächtigen Gefolge von Wachen, Trompeten und Standarten erschienen und hielt, nach der Stadt hinüberhorchend. Dort hörte das Feuer allmählich auf, und einzelne Reiter sprengten von ihr wieder zurück: die zweite Zugbrücke mußte demnach auch genommen sein. Und einer dieser Kavaliere näherte sich dem hohen Befehlshaber, riß den Hut ab und neigte sich bis auf die Mähne seines Gauls. „Kurfürstliche Durchlaucht, wir haben Rathenow, wir haben den Wangelin und den Weg zum Rhin!" „Der Brandenburger! Der Brandenburger auch!" ächzte der schwedische Mann an der Brüstung zwischen dem Pfahlwerk der Brücke, und ohne die Antwort kurfürstlicher Durchlaucht abzuwarten, kroch er über den Rand, rutschte die Böschung hinab, glitt in das Weidengebüsch der Havelinsel und fand daselbst trotz Nebel, Betäubung, Aufregung und Blutverlust noch zwei von den Dragonerpferden der Wachtabteilnng des Korporal Kok, angstvoll an ihren Strängen zerrend. Im nächsten Moment schon saß der brave Alte im Sattel des einen Tieres und jagte über den Werder hin, links ab. Da die Passage auf Rathenow von dem Generalfeldmarschall Derfflinger jetzt vollständig frei gemacht war, so ging der Marsch der sechstausend vom Rhein her zu Hause anlangenden brandenburgischen Reiter über die Brücken. Der Werder, über den die Obersten Kanne und Kanowsky zuerst an die Stadt gelangten, war wieder leer. Der Nebel hatte sich allmählich in einen feinen Regendunst verwandelt, und der sumpfige Boden dröhnte nur wider von dem Stampfen einiger verwundeter Pferde, die wie Geistererscheinuugeu durch den grauen Dunst taumelten, strauchelten und schossen. Die Furt, welche die Dragoner des Derfflingers erst mit einiger Mühe gefunden hatten, kannte der Korporal Sven von

9. Geschichte - S. 113

1913 - Berlin : Oehmigke
— 113 — ihnen geöffneten Straßen. Nach kurzem, blutigen Gefechte sind die schlaftrunkenen Schweden besiegt, niedergemacht, gefangen, und der Rote Adler flattert von den Wällen des eroberten Demmin. 4. Als am anderen Morgen der General die 25 Freiwilligen vortreten lassen wollte, konnten nur noch acht erscheinen. Von den übrigen waren vier schwer verwundet, die andern, auch der Wachtmeister, waren tot. Die Leiche des Ertrunkenen war im unergründlichen Moore versunken; sein Vordermann wie sein Hintermann waren geblieben, und so ist sein Name nie ermittelt worden. Im Heer aber lebte die Tat des treuen Einundzwanzigsten noch lange fort und wird auch in unserem Gedächtnisse fortleben, wenn auch kein Kreuz und kein Grabstein seinen Namen nennt. Ein schönes Soldatenlied aber singt von ihm: „So starb ein brandenburg'fcher Mann. Wer nennt den, der ein Gleiches kann! Den Tod ohn' Ruhm und ohn' Gewinn nimmt schlichter, braudenburg'scher Sinn als Pflicht für seinen Fürsten hin." Graf Rudolf von Kanitz (Aus dem deutschen Soldatenleben). 36. Vom Fehrbelliner Schlachtfeld. Blumen, o Freundin, dir mitzubringen von diesem Feld, es wollt' nicht gelingen. Hafer nur, soweit ich sah, Hafer, Hafer war nur da. Märkische Rosse gewannen die Schlacht, haben das Feld berühmt gemacht. Und das Feld, es zahlt mit Glück alte Schulden in Hafer zurück. Theodor Fontane. 37. Leonhard Thurneisser^ Hell flimmerten die Sterne an dem tiefblauen Himmelsgewölbe. Mit ruhigem, fast blendenden Strahle beleuchtete der Mond die mit fußhohem Schnee bedeckten Dächer der Stadt. Nohl, Unsere Mark Brandenburg. Ii. Teil. 8

10. Geschichte - S. 130

1913 - Berlin : Oehmigke
— 130 — pfeifer jahraus, jahrein ihr luftiges Quartier und tönten des Nachts alle Viertelstunden ins Horn, zum Zeichen, daß sie munter wären und Wache hielten. Bemerkten sie von ihrer Turmhöhe einen Brand in der Stadt, sahen sie irgendwo die Feuerlohe aufgehen, so hatten sie's durch ihr Blasen anzuzeigen und mußten „die Gegend und Ort des Feuers bey Tage mit der ausgesteckten Feuer-Fahne, bey Nachte aber mit ausgehangener brennender Laterne bezeichnen." Waren Gefahr und Not groß, so sollten sie mit der Sturmglocke die Leute zur Hilfe zusammenrufen. — Für ihr Wachen Tag und-Nacht erhielten die Kunstpfeifer und ihre Gesellen aber „fast nichts"; nur zu ihrer „Ergötzlichkeit" mußten die Bewohner der Residenz und der Vorstädte sie zu ihren Hochzeiten und Gelagen laden. Der Ordnung wegen wurden 30 Nachtwächter mit Spießen und Seitengewehren gehalten. Und ein „Nacht-Wachtmeister" kontrollierte wieder, daß diese 30 Nachtwächter im Winter von 9 bis 5 Uhr früh, im Frühjahr und Herbst von 10 bis 3 und im Sommer von 11 Uhr ab die Stunden „mit Blasung des Horns" anzeigten und „an allen Ecken der Strassen in ihren angewiesenen Quartieren" die Stunden vernehmlich abriefen. Er kontrollierte, daß sie durch die Straßen und Quergassen, und zwar „nicht mitten auf der Strasse, sondern an die Häuser heran" patrouillierten^ daß sie an den Türen klinkten, „um zu sehen, ob solche auch vest verschlossen". War eine Tür oder ein Fensterladen offen, so hatte der Wächter den Wirt aufzuwecken „und ihm solches anzuzeigen, auch von demselben zu vernehmen, ob die Thüre mit Fleiß aufgelassen, alsdann dagegen, jedoch durchaus eher nicht als des andern Tages 2 Groschen von ihm abzufordern." Nach einer Stunde mußten die Nachtwächter wieder rufen. Nur bei strenger Winterkälte mochten sie sich eine Viertelstunde auf der Wache wärmen; sie durften aber nicht vergessen, die Stadtbrunnen zu ziehen, „damit solche nicht einfrieren". Das Gesinde wurde angehalten, wenn es „mit blossem Lichte und brennendem Kiehn" über die Straße ging; ganz gewiß, wenn es die Kienspäne an Häusern oder Laternenpfählen abklopfte, daß die glimmenden Funken bei windigem Wetter in die Höhe getrieben wurden. Mit der Nachtwächter Wachsamkeit hing die schnelle Entdeckung eines Brandes ab. Wenn die Kunstpfeifer vom Turme bliesen, hatte-zumeist der Brand schon um sich gegriffen. Also mußten die Nacht-
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